Abschied vor voll besetzten Reihen: Hochschulrektor Erich Keller bei seinem finalen Auftritt in Hachenburg. ©Tim Röder-Moldenhauer

„Sie hinterlassen lange Spuren“ Offizielle Verabschiedung

12.16 Uhr an einem Freitagmittag in Hachenburg: Langanhaltender Applaus und emotionale Momente im großen Vortragssaal der Hochschule. Gerade hat ein sichtlich bewegter Erich Keller, der langjährige Rektor der Hochschule, seine Abschiedsrede beendet. Fast ein halbes Jahrhundert zuvor begann seine Karriere in der Bundesbank – und an den ersten Besuch im Rahmen der Bewerbung in Frankfurt im Frühjahr 1980 konnte sich der heute 65-jährige Erich Keller noch genau erinnern: „Das Gebäude der Zentrale war mit Abstand das hässlichste, was ich je gesehen hatte.“ 

Bindende Werte in Hachenburg

Dennoch blieb dieser Tag noch in guter Erinnerung, denn Erich Keller traf dort erstmals Mitbewerber, die dann mit ihm in Hachenburg studierten und bis heute gute Freunde für ihn blieben. Zwei waren sogar bei der Verabschiedung dabei, einer, Edgar Brandt, war sogar später sein Trauzeuge. „Freundschaften und Netzwerke, die hier in Hachenburg entstehen, sind entscheidende und bindende Elemente“, betonte der scheidende Hochschulrektor. Nicht zuletzt deshalb entschied sich Keller nach seiner Zeit an der Goethe-Universität Frankurt, die er mit einer prämierten Dissertation abschloss, dafür, als Dozent nach Hachenburg zurückzukehren – und schlug die Angebote von zwei anderen Hochschulen aus.

Dort machte er Karriere und wurde 2006 zum Rektor berufen. Doch Erich Keller blendete in seiner Rede nicht die schwierigen Momente aus, die in er Hachenburg als Dozent erleben musste. So stand die Existenz der Hochschule aufgrund von sinkenden Studierendenzahlen im Zuge der Strukturreform 2002 auf der Kippe – und er verschwieg auch nicht, dass sein Ziel, einen Masterstudiengang in Hachenburg einzuführen, bis heute nicht realisiert wurde. „Naja, man muss noch was für die Nachfolger übrig lassen“, meinte er verschmitzt.

Vor allem bedankte sich Erich Keller aber bei vielen Kolleginnen und Kollegen in und außerhalb der Bundesbank, die ihn im Laufe seiner Karriere unterstützt hatten – von den Beschäftigten, die den Internatsbetrieb am Laufenden halten, über die Professorinnen und Professoren bis hin zu Ansprechpersonen der Kommunen im Westerwald. Besonders erwähnte er seine langjährige Sekretärin Iris Mies, seinen Stellvertreter Andreas Kremer – und seine Ehefrau Birgit Keller: „Du hast mich immer aufgebaut und großartig unterstützt. Ich hoffe, Du bist als mein künftiger Dienstherr genauso nachsichtig mit mir, wie es die Bundesbank war.“

Offener Diskurs, Weitsicht und Tempo 

Auch der Hachenburger Konrektor Andreas Kremer sprach die Ehefrau von Erich Keller an: „Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden in den letzten Jahren mehr Zeit mit Deinem Mann verbracht hat.“ Er lobte in der Zusammenarbeit mit Erich Keller insbesondere den „offenen Diskurs“, den der Rektor besonders schätzte und sagte abschließend: „Ich wünsche mir, dass wir in der Hochschule Deine Weitsicht und Dein Tempo bewahren können.“

Laudatio III: Konrektor Andreas Kremer spricht für die Hochschule Erich Keller Dank aus. ©Tim Röder-Moldenhauer
Konrektor Andreas Kremer spricht für die Hochschule Erich Keller Dank aus.

Nicht nur geleitet, sondern auch gelebt

Vorstandsmitglied Lutz Lienenkämper, in dessen Verantwortungsbereich die Hochschule liegt, würdigte die Leistungen von Erich Keller: „Sie haben diese Hochschule nicht nur geleitet, sie haben sie gelebt und hinterlassen lange Spuren.“ Den scheidenden Rektor zeichneten eine Mischung aus Kompetenz, Einsatzbereitschaft und Gestaltungswillen aus: „Sie haben die gesamte Bandbreite bedient – von der wissenschaftlichen Exzellenz über die Lehre und die Verankerung der Hochschule in Hachenburg bis hin zum Herbergsvater.“ Er hob Kellers Verdienste bei der Umstellung auf den Bachelor-Studiengang und die internationale Kooperation hervor. „Die Liste ihrer Verdienste ist lange, man kann sie nicht alle hier aufzählen“, sagte das Vorstandsmitglied – und ergänzte: „Ich danke Ihnen auch ausdrücklich dafür, dass Sie manchmal etwas unbequem waren. Denn nur dann kann man etwas bewegen.“ 

Laudatio I: Vorstandsmitglied Lutz Lienenkämper würdigt die Verdienste von Erich Keller. ©Tim Röder-Moldenhauer
Vorstandsmitglied Lutz Lienenkämper würdigt die Verdienste von Erich Keller.

Lutz Lienenkämper ©Tim Röder-Moldenhauer
Vorstandsmitglied Lutz Lienenkämper sagt, dass Erich Keller eine Mischung aus Kompetenz, Einsatzbereitschaft und Gestaltungswillen auszeichne.

Vorstandsmitglied Burkhard Balz, der vor Lienenkämper für die Hochschule zuständig war, war ebenfalls nach Hachenburg gereist, um Erich Keller zu danken: „Ich kenne keinen Hochschullehrer in Deutschland, der sich mehr um die Ausbildung seiner Studierenden gekümmert hat als Sie, Herr Professor Keller. Ich bin zutiefst angetan von Ihrer beruflichen Lebensleistung.“

Laudatio II: Vorstandsmitglied Burkhard Balz dankt Erich Keller. ©Tim Röder-Moldenhauer
Vorstandsmitglied Burkhard Balz dankt Erich Keller.

 Am Ende der Veranstaltung übergab zudem Sabine Herrmann, die Leiterin des Zentralbereichs Personal, dem scheidenden Rektor im Namen von Bundesbankpräsident Joachim Nagel eine Dankurkunde der Bundesbank. 

Sabine Herrmann übergibt Dankesurkunde ©Tim Röder-Moldenhauer
Sabine Herrmann, die Leiterin des Zentralbereichs Personal, übergibt Erich Keller die Dankesurkunde von Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Frohmut und Lebensfreude

Da Erich Keller auch mehr als ein Jahrzehnt im Präsidium der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst vertreten war, sprach auch der Präsident der Rektorenkonferenz, Jürgen Stember, zu den Gästen. Er würdigte nicht nur Kellers Ideen und Kreativität in diesem Gremium, sondern auch dessen „Frohmut und Lebensfreude“. „Deine Energie und Deine Expertise werden uns künftig fehlen“, bekundete Stember. 

Und das gilt wohl für die Hochschule der Bundesbank im besonderem Maße, was sich an diesem Tag nochmal eindrucksvoll zeigte. Denn im Anschluss an die offizielle Feier auf der Hochschule ging Erich Keller nochmal für einige Stunden in sein Büro, um Präsentationen von Studierenden durchzuschauen, die er am folgenden Montag dann abnehmen und bewerten musste.  

Abschiedsbild ©Tim Röder-Moldenhauer
Abschiedsbild: Von links Konrektor Andreas Kremer, die Vorstandsmitglieder Burkhard Balz und Lutz Lienenkämper, Erich Keller, seine Frau Birgit und sein Sohn Alexander Keller, Sabine Herrmann und Jürgen Stember.