Panel 2 ©Sophie Glombik

Weniger Komplexität, mehr Proportionalität 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten in der Kapitalmarktunion – Fokus 2025: IFD/IFR-Review, WpI MaRisk, KI-Verordnung

Ich bin ein Fan von Star Wars. Der zweite Film dieser Reihe hat mir am besten gefallen. Und wenn ich mir das Programm für unsere zweite Fachtagung heute anschaue, dann bin ich zuversichtlich, dass wir auch hier die erste noch übertreffen können, das sagte Hessens HV-Präsident Ulf Slopek, als er die Fachtagung über die Regulierung von Wertpapierfirmen im „ausverkauften“ Kuppelsaal der Hauptverwaltung in Hessen eröffnete. 

Positive Resonanz 

2. Fachtagung Lutz Lienenkämper ©Sophie Glombik
Lutz Lienenkämper bei der 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten in der Kapitalmarktunion

Im Vorjahr gab es die Premiere der Tagung, weil Urs Lendermann, Hochschulprofessor in Hachenburg, gemeinsam mit seinem Kollegen Ulrich Schroeter von der Universität Basel und Heinrich Nemeczek, General Counsel von Scalable Capital und Lehrbeauftragter der Hochschule der Deutschen Bundesbank, zuvor einen umfassenden Kommentar zur Regulierung von Wertpapierinstituten veröffentlicht hatten. Die Resonanz hat gezeigt. Wir brauchen so ein Format, in dem sich die Wissenschaft, die Aufsicht und die beaufsichtigten Institute austauschen können, betonte Urs Lendermann, als er mit Mark Branson den ersten Redner der Tagung vorstellte.

Der Präsident der BaFin machte in seiner Rede deutlich, dass die aktuelle Regulierung von Wertpapierfirmen für ihn noch viel Potenzial für Verbesserung habe: Wir wollen weniger Komplexität und mehr Proportionalität, um den regulatorischen Aufwand überschaubar zu halten. Deshalb habe die Finanzaufsicht neue Mindestanforderungen für die Wertpapierinstitute (WpI-MaRisk) entwickelt und diese im August zur Konsultation gestellt. Wir haben sehr detailliertes Feedback erhalten, das wir sehr ernst nehmen, versicherte der BaFin-Chef. Allerdings müssten trotz aller Erleichterungen die Aufsichtsstandards gewahrt bleiben. Aktuell werde auf Basis des Feedbacks und aufgrund der Überarbeitung der MaRisk für Banken an einer neuen Fassung der WpI-MaRisk gearbeitet, die „voraussichtlich im ersten Quartal des nächsten Jahres veröffentlicht und abermals konsultiert werde.

Proportionalität im Blick

2. Fachtagung Panel ©Sophie Glombik
Panel bei der 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten in der Kapitalmarktunion

Zu den Teilnehmenden der hochkarätig besetzten Panels zählten Professorin Katja Langenbucher, Universität Frankfurt und Mitglied des Verwaltungsrats der BaFin, die die Institutsaufsicht unter der Verordnung zur Künstlichen Intelligenz erläuterte, sowie Dirk Franzmeyer, Geschäftsführer von Scalable Capital, der über die Entwicklung eines Wertpapierinstituts berichtete, das kürzlich als Kreditinstitut zugelassen wurde. Gabriel Cardi brachte als Chair der EBA Working Group on Investment Firms die europäische Perspektive ein und erläuterte Details der zurückliegenden Konsultation aus erster Hand, während Gijs van Luling von der niederländischen Zentralbank die bereits weit fortgeschrittene nationale Umsetzung vorstellte. Die akademische Einordnung des regulatorischen Rahmenwerks für Wertpapierfirmen nahm Professor Jens-Hinrich Binder von der Universität Tübingen vor. Er betonte dabei die rechtspolitische Dimension der Proportionalität. Professor Markus Rudolf, WHU – Otto Beisheim School of Management, spannte den Bogen zur Corporate Governance und verband dabei ökonomische Expertise mit langjähriger Aufsichtsratserfahrung in bedeutenden Wertpapierinstituten. Dr. Christian Schindler und Kerstin Yoo, beide von der Wertpapierinstitutsaufsicht der BaFin, erläuterten gemeinsam mit Thomas Mayer, leitender Aufseher im Kompetenzzentrum Wertpapierinstitute der Hauptverwaltung Hessen, die Konkretisierungen im Entwurf der WpI-MaRisk. Die Referenten erläuterten anhand verschiedener Beispiele, dass sie bei der Entwicklung des Entwurfs die Proportionalität stets im Blick behielten. Ergänzend beleuchtete Karin Kliche, stellvertretende Leiterin der Hauptgruppe Standards nichtfinanzielle Risiken der Deutschen Bundesbank und langjähriges Mitglied der EBA Subgroup on Governance and Remuneration, die vergütungsrechtlichen Besonderheiten von Wertpapierinstituten im Unterschied zur Bankenregulierung. 

„Sparen in Investieren übersetzen“

Mark Branson ©Sophie Glombik
Mark Branson bei der 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten in der Kapitalmarktunion

Zu Beginn der Veranstaltung hob Mark Branson hervor, dass Wertpapierinstitute einen wertvollen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit Europas leisten könnten: Wir müssen mehr Kapitalmarkt wagen. Diesen Faden nahm Lutz Lienenkämper, Vorstandsmitglied der Bundesbank, in seiner Keynote auf: Rund zehn Billionen Euro der Ersparnisse europäischer Bürgerinnen und Bürger liegen in Einlagen – sicher, aber mit geringer Rendite. Wenn nur ein kleiner Teil davon produktiv investiert würde, ließe sich Europas jährlicher Investitionsbedarf von bis 800 Milliarden Euro bis 2030 besser decken. Hier könnten Wertpapierfirmen als „Logistiker des Kapitals“ viel bewirken: Sie strukturieren Produkte, schaffen Liquidität, begleiten Unternehmen an den Markt und übersetzen damit Sparen in Investieren.

Lienenkämper betonte in diesem Zusammenhang auch den Mehrwert ökonomischer Bildung: Kapitalmärkte brauchen Vertrauen – und Vertrauen entsteht aus Wissen. Deshalb engagiere sich die Bundesbank vielfältig in der ökonomischen Bildung, die für ihn letztlich eine Frage gesellschaftlicher Teilhabe sei.