Hachenburger Dialog zum Thema „Chancen und Risiken der deutschen Automobilwirtschaft
Die deutschen Automobilhersteller und ihre Zulieferer befinden sich derzeit in einer schwierigen Lage. Die Umsätze der Autoindustrie in der EU schrumpfen und zugleich bieten neue Wettbewerber, insbesondere aus China, elektrifizierte Fahrzeuge günstiger an als die heimischen Produzenten. Mit diesen Worten eröffnete Rektor der Hochschule der Bundesbank, Erich Keller, seinen Vortrag bei der 26. Veranstaltung des Hachenburger Dialogs. Dort ging es um Chancen und Risiken der deutschen Automobilwirtschaft.
Wie Automobilbauer auf die Herausforderungen reagieren können
Der Referent der abendlichen Vortragsveranstaltung, Professor Wolfgang H. Schulz vom Lehrstuhl für Mobility, Trade & Logistics an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen, skizzierte in seiner Präsentation vor rund 160 Studierenden und Lehrenden der Hochschule sowie weiteren Gästen, wie die heimischen Automobilbauer auf diese Herausforderungen reagieren und welche Strategien sie bei der Transformation hin zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen verfolgen. Er ging dabei auch auf eine Reihe von technologischen Trends ein, die die deutschen Autobauer aktuell herausfordern, unter anderem das autonome Fahren und die zunehmende Nutzung von Software in Fahrzeugen. Anhand von Beispielen stellte er vor, wie einzelne deutsche Hersteller mit diesen Trends umgehen.
So ging er etwa auf das europäische Dateninfrastrukturprojekt GAIA-X ein, welches eine Möglichkeit darstellt, auf die Herausforderungen der digitalen und ökologischen Transformation der Automobilindustrie zu reagieren. Dabei legte er einen Fokus auf das Mobilitätsteilprojekt moveID. Ziel von moveID ist der Aufbau eines dezentralen, föderierten Datenökosystems, das es Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern ermöglicht, über digitale Identitäten und selbstsouveräne Datenräume sicher und interoperabel miteinander zu kommunizieren. Dieses Projekt steht exemplarisch für eine neue ökonomische Architektur, die auf den Prinzipien der Theorie eines institutionellen Rollenmodells basiert – und bildet damit eine strategische Antwort auf die globalen Herausforderungen.
Von gemeinsamen Daten profitieren
Er betonte in diesem Zusammenhang, dass alle europäischen Automobilunternehmen von der gemeinsamen Nutzung gesammelter, anonymisierter Trainingsdaten profitieren können. Die Entwicklung von KI-Systemen für das autonome Fahren müsse damit umgehen, dass sich Fahrstile und Verkehrssituationen in verschiedenen Ländern der Europäischen Union – vom ländlichen Schleswig-Holstein bis zur Innenstadt von Rom oder Athen – beträchtlich unterscheiden.
Im Anschluss an die Veranstaltung stellte sich Professor Schulz den Fragen des Publikums. Die Fragen der Studierenden zielten vor allem auf die weiteren Fortschritte und die verschiedenen Hemmnisse auf dem Weg zur Elektromobilität ab. Im Anschluss an den Vortrag diskutierten Professor Schulz, Lutz Lienenkämper, für die Hochschule zuständiges Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und Benedikt Füssel, stellvertretender Leiter des Zentralbereichs Personal, gemeinsam mit den Studierenden die weiteren Aussichten der deutschen Automobilhersteller.