
27.Hachenburger Dialog: Der Cum-Ex-Skandal aus Sicht eines Prozessanwalts
Mitte Juni 2025 fand der 27. Hachenburger Dialog zum Thema „Der Cum-Ex-Skandal – ein Blick hinter die Kulissen aus der Perspektive eines Prozessanwalts“ an der Hochschule der Deutschen Bundesbank in Hachenburg statt.
Die Aufarbeitung der milliardenschweren Cum-Ex-Transaktionen beschäftigt Finanzbehörden, Gerichte und Öffentlichkeit seit Jahren. Wie es Banken, Fonds und Intermediären gelingen konnte, sich Kapitalertragsteuern mehrfach erstatten zu lassen, warum die Aufdeckung so lange dauerte und welche zivil- und strafrechtlichen Folgen den Verantwortlichen drohen, schilderte Professor Stefan Reinhart, Partner einer Frankfurter Wirtschaftskanzlei, in seinem Vortrag.
Mit Professor Reinhart referierte ein ausgewiesener Praktiker. Der Banken- und Berufshaftungsrechtler hat mehrere Cum-Ex-Verfahren prozessual begleitet, lehrt als Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Science und veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu haftungs- und insolvenzrechtlichen Themen.
Anschaulich erklärte er das komplexe Zusammenspiel von Leerverkäufen, Aktienleihe und zeitlichen Abwicklungsmechanismen rund um den Dividendenstichtag, das zur mehrfachen Ausstellung von Steuerbescheinigungen führte. Anschließend skizzierte er die juristische Aufarbeitung – von gesetzlichen Reparaturversuchen über das richtungsweisende BGH-Urteil aus dem Jahre 2021 bis hin zu aktuellen Rückforderungsverfahren. Einen Schwerpunkt legte er auf die persönliche Haftung von Vorständen, Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten sowie auf die Frage, warum Aufsichts- und Finanzbehörden die Praktiken nicht früher stoppten.
Rund 110 Studierende folgten der Einladung von André Alfes, Professor für Rechtswissenschaften an der Hochschule der Bundesbank, der die Veranstaltung moderierte. Obwohl viele Zuhörerinnen und Zuhörer zum ersten Mal tief in die Funktionsweise von Cum-Ex-Modellen eintauchten, zeigte die lebhafte Diskussion im Anschluss – von Detailfragen der Abwicklung von Börsen- und OTC-Transaktionen bis hin zu internationalen Parallelen in Dänemark –, dass der Vortrag ein fundiertes Verständnis für die rechtlichen, wirtschaftlichen und regulatorischen Implikationen geschaffen hatte.