Premiere: Bei der 13. Fachtagung sprach erstmals der Bundesbankpräsident. Er sprach sich dafür aus, die Komplexität in der Bankenregulierung zu reduzieren ©Sophie Glombik

„So komplex wie nötig, so einfach wie möglich“ Welche Innovationskraft hat der Wirtschafts- und Finanzstandort? Dies war eine Kernfrage der 13. Regulatorischen Fachtagung der Hochschule der Bundesbank im Kuppelsaal der Hauptverwaltung in Hessen. Unter anderem traten Bundesbankpräsident Joachim Nagel und BaFin-Präsident Mark Branson als Redner auf.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel widmete sich in seiner Keynote zur 13. Regulatorischen Fachtagung der Bankenregulierung. „Unser Bankensystem ist heute deutlich widerstandsfähiger als vor der Finanzkrise 2007. Das ist uneingeschränkt positiv“, betonte der Bundesbankpräsident. Dennoch sei die Bankenregulierung heute ein Ergebnis vieler Reformen als Reaktion auf Krisen. Sie sei „komplexer denn je“, weshalb er sich gemeinsam mit anderen EZB-Ratskollegen für eine Vereinfachung stark mache, die „aber nicht mit Deregulierung gleichzusetzen“ sei.

Der Bundesbankpräsident führte vier konkrete Vorschläge an, um das Regelungsdickicht zu lüften: Er plädierte dafür, die Zahl der Eigenmittelanforderungen zu verringern, den Kapital- und Abwicklungsrahmen klarer voneinander zu trennen, die Kapitalpuffer zu bündeln und ein Kleinbankenregime einzuführen. Man stehe zwar am Anfang eines langen Weges, dennoch sollte man hier „mutig voranschreiten“. Nagels Fazit mit Blick auf die Bankenregulierung war eindeutig: „So komplex wie nötig, so einfach wie möglich.“

BaFin-Präsident Mark Branson räumte ein, dass sich die Bankenaufsicht bei Innovationen zum Teil auf unbekanntem Terrain befindet. ©Sophie Glombik
BaFin-Präsident Mark Branson räumte ein, dass sich die Bankenaufsicht bei Innovationen zum Teil auf unbekanntem Terrain befindet.

Die richtige Balance finden

Doch nicht nur der Präsident der Bundesbank, sondern auch Mark Branson, Präsident der BaFin, sprach zu den gut 100 Gästen. Er beleuchtete, wie seine Institution mit Innovationen wie Quantencomputing der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und der Künstlichen Intelligenz (KI) umgehe. Allesamt seien es Technologien mit großem disruptivem Potenzial, die hohe Risiken in sich bergen, für die es aber noch keine historischen Erfahrungswerte gebe. Dies erschwere die Arbeite für die BaFin: „Wir bewegen uns teilweise auf unbekanntem Terrain und müssen Risiken hypothetisch abschätzen.“ Wichtig sei es für die BaFin, hier die richtige Balance zu finden: „Wir wollen Innovationen ermöglichen, Risiken kontrollieren und Stabilität im digitalen Zeitalter wahren.“

Wie sich die Künstliche Intelligenz (KI) in der praktischen Aufsicht bereits auswirkt, darüber diskutierten anschließend Vertreter von der Finanzbranche und der BaFin. In der von Marlene Knörr aus dem Zentralbereich Bankenaufsicht moderierten Gesprächsrunde verdeutlichte Matthias Fahrenwaldt von der BaFin, dass die KI-Verordnung weitaus stärker als sonst üblich in der Aufsicht ethische Aspekte in den Fokus rücke.

Melanie Knörr (rechts) adressierte eine Frage im Gespräch zum Aufsichtsansatz über Künstliche Intelligenz. ©Sophie Glombik
Melanie Knörr (rechts) adressierte eine Frage im Gespräch zum Aufsichtsansatz über Künstliche Intelligenz.

Emanzipation vom Anlageberater

In einer Paneldiskussion adressierten Andreas Höfer und Oliver Kruse beide Professoren an der Hochschule und Ausrichter der Fachtagung, die Frage, ob die Kundenberatung angesichts volatiler Finanzmärkte eine Renaissance erlebe. Dominik Hennen, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, bekannte sich zum Filialgeschäft, selbst wenn sein Haus vor allem bei der Tochter Postbank weiterhin Filialen schließe und dort der Ansatz „Mobile First“ gelte. Auch René Babinsky, Hennens Pendant bei der Unicredit Bank, hob hervor, dass Filialen weiterhin in seiner Bank ein wichtiger Vertriebsweg bleiben würden. Chan-Jae Yoo von der BaFin vertrat die Ansicht, dass sich insbesondere jüngere Kunden vermehrt vom Anlageberater emanzipieren würden, weil sie selbst oft ein höheres Vorwissen mitbringen, und sogenannte Finfluencer größeren Einfluss gewinnen würden.

Sie stellten die Tagung auf die Beine: Oliver Kruse (links) und Andreas Höfer, Professoren der Hochschule in Hachenburg. ©Sophie Glombik
Sie stellten die Tagung auf die Beine: Oliver Kruse (links) und Andreas Höfer, Professoren der Hochschule in Hachenburg.