Sieger der Preisverleihungmom umrahmt von Laudatoren und Gratulanten (dritte von rechts Bundesbankerin Katharina Rau). ©Matthias Ketz Photographie

Katharina Rau räumt ab

Preisträgerin Katharina Rau mit Professorin Lilli Zimmermann ©Matthias Ketz
Preisträgerin Katharina Rau mit Professorin Lilli Zimmermann
Sie strahlte über das ganze Gesicht – und sie hatte dazu auch allen Grund: Katharina Rau holte nämlich den Hauptgewinn. Unter den 17 eingereichten, sehr guten Bachelor-Arbeiten von den 38 öffentlichen Hochschulen hatte die Hachenburg-Absolventin, die Ende März 2019 ihr Studium beendete, die allerbeste Arbeit abgeliefert.

Das war das einhellige Urteil einer sechsköpfigen Jury von Hochschulrektoren. „Sie haben ein komplexes Thema, das viele Menschen betrifft, mit einer klaren Methodik sehr gut wissenschaftlich aufbereitet“, lobte Professor Jürgen Stember, Präsident der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst und Vorsitzender der Jury, in seiner Laudatio. Rau hatte im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit über Ursachen und Wirkungen der ultralockeren Geldpolitik des Eurosystems geschrieben und wurde in ihrer Arbeit von Professorin Lilli Zimmermann betreut. Harald Bauer als Vertreter des Deutschen Beamtenbunds (DBB) überreichte der Siegerin, die mittlerweile im Zentralbereich Märkte arbeitet, den Scheck im Wert von 1.000 Euro (der DBB stiftet die Preise dieses Wettbewerbs).

Die zweitbeste Bachelor-Arbeit erzielte Bettina Müller von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, die in ihrer Studie die Schlüsselindikatoren für eine Smart City entwickelte und dafür 600 Euro erhielt. Platz drei und immerhin noch 400 Euro Preisgeld gewann Rafael Makowski von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege in Güstrow. Er arbeitete ein Weg-Zeit-Diagramm aus, das mittlerweile auch in der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern genutzt wird.

Öffentliche Wahrnehmung ausbaufähig

Die feierliche Preisverleihung war der Auftakt zur halbjährlichen Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst, die mittlerweile zum dritten Mal in Hachenburg stattfand. Erich Keller, Rektor der gastgebenden Hochschule der Bundesbank, hob hervor, dass die 38 öffentlichen Hochschulen gemeinsam mehr als 50.000 Studierende ausbilden. Sie nehmen, so Keller, damit eine gewichtige Rolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: „Allerdings weicht die Außenwahrnehmung davon stark ab. In der Öffentlichkeit sind die Verwaltungshochschulen nahezu unbekannt und werden häufig nur als Kostenfaktor betrachtet, weniger als wichtige Träger von Lehre, Forschung und Weiterbildung.“ Diese Diskrepanz wolle das Präsidium der Rektorenkonferenz beseitigen, so Keller. Diverse Initiativen, um die Wahrnehmung der Hochschulen für den öffentlichen Dienst zu verbessern, wurden auf der Rektorenkonferenz in Hachenburg thematisiert.

Gruppenbild der Teilnehmer der Rektorenkonferenz ©Arno Swillus
Gruppenbild der Teilnehmer der Rektorenkonferenz
So widmeten sich die anwesenden Rektorinnen und Rektoren in Hachenburg zum Beispiel dem weiteren Ausbau einer Homepage (unter www.rkhoed.de), die die einzelnen Mitgliedshochschulen und deren Lehr- und Forschungsaktivitäten für die Allgemeinheit sichtbarer macht. Im Verlauf der Konferenz wurde auch das Präsidium der Rektorenkonferenz gewählt. Erich Keller wurde durch Wiederwahl als Mitglied des Präsidiums der Rektorenkonferenz im Amt bestätigt. 


Perspektiven in der Bank bieten

Julian Reischle, Leiter des Zentralbereichs Ökonomische Bildung, zu dem auch die Hochschule in Hachenburg gehört, wies auf die Konkurrenzsituation am Arbeitsmarkt hin: „Das Angebot einer dualen Ausbildung ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal der öffentlichen Verwaltung mehr.“ Selbst viele mittelständische Unternehmen böten heute schon eine Kombination aus bezahltem Studium und praktischer Mitarbeit an. Um für junge Menschen attraktiv zu bleiben, komme es heute umso stärker darauf an, diesen „interessante Tätigkeiten und gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten“ zu bieten. „Deshalb betonen wir den internationalen Aspekt einer Tätigkeit bei der Bundesbank“, sagte Reischle. Außerdem sei es ihm wichtig, dass die Hochschule in Hachenburg hinreichend forschungsaktiv sei.

Kurzzusammenfassung der Bachelorarbeit

Quantitative Lockerung der Europäischen Zentralbank – Ursachen und Wirkungen

Am 22. Januar 2015 beschloss der EZB-Rat das erweiterte Ankaufprogramm zu implementieren, um der Gefahr sinkender Inflationserwartungen entgegenzuwirken.  

In der Bachelorarbeit werden zum einen die Ursachen für die Einführung der quantitativen Lockerung untersucht und zum anderen die Auswirkungen auf ausgewählte ökonomische Größen sowohl theoretisch als auch empirisch analysiert. Es lässt sich festhalten, dass insbesondere der Ölpreisschock 2014 zu der Entscheidung das Ankaufprogramm zu implementieren beigetragen hat. Mittels einer Regressionsanalyse wird zudem gezeigt, dass Ankündigungen über das Ankaufprogramm einen kurzfristigen Einfluss auf die langfristigen Renditen von Staatsanleihen haben. Außerdem ist zu sehen, dass eine Entankerung der Inflationserwartungen ausgeblieben ist. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen vermuten, dass das Ankaufprogramm der EZB die Zielsetzung nicht verfehlt hat. Jedoch wurden lediglich kurzfristige Auswirkungen auf die langfristigen Zinsen sowie die Inflationserwartungen analysiert. Langfristige ökonomische Auswirkungen der quantitativen Lockerung bleiben abzuwarten.