EU-Wirtschaft unter Druck – Konferenz sucht Wege zu neuer Wettbewerbsfähigkeit
Seit beinahe zwei Jahrzehnten leidet die Europäische Union unter multiplen Krisen – von Euro- und Migrationskrise über den Brexit bis hin zum Krieg in der Ukraine. In einem Bericht von September 2024 warnte Mario Draghi eindringlich vor einem weiteren Verlust der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, sollte kein Kurswechsel erfolgen. Diese Diagnose bildete den Ausgangspunkt einer hochkarätig besetzten Konferenz an der SGH Warsaw School of Economics. Am 26. Juni 2025 wurde dabei darüber gesprochen, wie die Wirtschaft in der EU gestärkt werden kann, vor allem aus einer deutsch-polnischen Sicht.
Die Hochschule der Deutschen Bundesbank beteiligte sich mit zwei wissenschaftlichen Beiträgen an der Konferenz.
Professor Andreas Höfer präsentierte aktuelle EU-weite empirische Ergebnisse zur Unabhängigkeit von Zentralbanken und zeigte, wie eine klar definierte institutionelle Ausgestaltung zur Sicherung von Glaubwürdigkeit und Finanzmarktstabilität in politisch und wirtschaftlich angespannten Zeiten beiträgt. Die Analyse ergänzt eine bereits veröffentlichte Studie in der Zeitschrift Credit and Capital Markets (um Befunde zu osteuropäischen Zentralbanken).
Besonderes Interesse fand auch der Vortrag von Hachenburg-Absolvent Odilo Hasberg, der gemeinsam mit Professor Urs Lendermann die Studie „NextGenerationDefenseUnion: Strengthening European Defense Capabilities through Common EU Debt?“ vorstellte. Aufbauend auf einer Veröffentlichung in der Zeitschrift Europarecht analysiert die Untersuchung, inwieweit NGEU-ähnliche gemeinsame Finanzierungsinstrumente den Aufbau einer widerstandsfähigeren europäischen Sicherheitsarchitektur beschleunigen können.
Veranstaltet wurde die Tagung vom Polish-German Academic Forum und dem German Economy Research Department der SGH. Die Zusammenkunft unterstrich die Bedeutung des deutsch-polnischen Dialogs für die Weiterentwicklung der europäischen Wirtschafts- und Finanzarchitektur. Die Hochschule der Deutschen Bundesbank und die SGH Warsaw School of Economics beabsichtigen, ihre Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Wissenstransfer weiter auszubauen.