Sebastian Neusüß bei seinem virtuellen Vortrag anlässlich des 10. Hachenburger Dialogs an der Hochschule ©André Alfes

10. Hachenburger Dialog zum Thema „Hochfrequenzhandel“

„High-Frequency Trading: Einblicke in die Welt des größten europäischen Hochfrequenzhändlers“ lautete der Titel des 10. Hachenburger Dialogs. Als Experte war Sebastian Neusüß, Diplom-Physiker und Hochfrequenzhandelsexperte am 29. März 2022 zu Gast. Neusüß ist seit 2021 für den in Amsterdam ansässigen größten europäischen HTF-Händler Optiver tätig und verantwortet dort die Optimierung des Handelssystems. Zuvor war er seit 1999 bei der Deutsche Börse AG zuständig für die Entwicklung der Handelssysteme an den Markplätzen Eurex & Xetra.

Hochfrequenzhandel ist für Unbeteiligte ein Buch mit sieben Siegeln, für Eingeweihte hingegen ein äußerst wichtiger und komplexer Teil des Marktgeschehens. Der Hochfrequenzhandel ist gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl von Ordereingaben, Orderänderungen und Orderlöschungen innerhalb von Mikrosekunden. Dabei suchen Hochfrequenzhändler sogar die unmittelbare örtliche Nähe zum Server des jeweiligen Handelsplatzes auf, um sich durch die verkürzten Wege der Signale zum Börsenrechner gewinnbringende Geschwindigkeitsvorteile zu verschaffen.

Allerdings ist der Hochfrequenzhandel nicht unumstritten. Es drängt sich die Frage auf, ob Hochfrequenzhändler mit den ihnen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten nicht zu Lasten der anderen Marktteilnehmer handeln. Befürworter halten diese Kritik für unberechtigt. Sie argumentieren, dass mit den Hochfrequenzhändlern zusätzliche Liquidität auf den Handelsplatz gelangt, die allen Marktteilnehmern zugutekommt.


Neusüß diskutierte mit den Studierenden und verband in seinem Vortrag eher technische Ausführungen zur Reaktionszeit der Marktteilnehmer mit einer ökonomischen Analyse des Marktgeschehens. Zudem beleuchtete er einzelne Handelsstrategien wie z.B. das „Speculative Triggering“ oder den Handel in Krisenzeiten. Für viele Teilnehmende war überraschend zu hören, dass Aktien-Orders von Privatanlegern in 99,99 % aller Fälle unter Beteiligung von Hochfrequenzhändlern ausgeführt werden.

Insgesamt nahmen 55 Studierende an der von André Alfes, Professor an der Hochschule der Deutschen Bundesbank, moderierten Vorlesung teil. Auch wenn die Studiereden zum Geschäftsmodell der Hochfrequenzhändler unterschiedliche Ansichten geteilt haben, so dürfte der Vortrag gleichwohl bei allen Studierenden ein grundlegendes Verständnis und Interesse für den diesen spannenden Teil des Marktgeschehens geweckt haben.