Joachim Nagel bei seiner Rede ©Matthias Ketz

Staaten dürfen mit Reformen nicht nachlassen

Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel hat vor Studierenden der Hochschule der Bundesbank in Hachenburg einen Vortrag zum Thema "Geldmarktsteuerung der Bundesbank" gehalten. Die geldpolitischen Sondermaßnahmen seien insgesamt durchaus begründet, sagte Nagel. Sie würden aber erhebliche Risiken bergen: "Derzeit ist eine Abkehr von den krisenbedingten Sondermaßnahmen nicht absehbar, aber wir müssen alles dafür tun, um eine Normalisierung des Geldmarkts zu unterstützen", sagte Nagel.

In der anschließenden Debatte brachten sich die Studenten mit zahlreichen Fragen und Kommentaren ein. So fragte ein Student, ob die Euro-Geldpolitik seit der Finanzkrise überhaupt noch in der Lage sei, die Inflation zu steuern. Die Euro-Geldpolitik werde den derzeitigen Markterfordernissen gerecht, sagte Nagel. Allerdings sei die aktuelle Geldpolitik nicht mit der Geldpolitik der vor-Krisen-Zeit von 1999 bis 2007 vergleichbar: "Aber Sie haben in Ihrem Berufsleben sicher noch die Chance, die Geldpolitik in normalem Fahrwasser zu erleben. Dabei wird sich die Struktur des Geldmarktes jedoch unterscheiden von der vor-Krisen-Zeit", sagte Nagel.

Kein Vergleich zur Subprime-Krise

Ein anderer Student wollte wissen, was die Bundesbank gegen eine sich abzeichnende Immobilienpreisblase in Deutschland unternehmen könne. Dazu sagte Nagel, dass die Immobilienpreise hierzulande zwar in Ballungsräumen stärker gestiegen seien, eine landesweite Preisblase jedoch nicht zu sehen sei. Zudem stellte Nagel die Unterschiede zur Subprime-Krise in den USA 2007 heraus: "Bei uns sind beispielsweise die Kreditstandards nicht gelockert worden." Auch die bei der Häuserfinanzierung in Deutschland übliche langfristige Zinsbindung biete mehr Sicherheit. Abschließend betonte er, dass die Bundesbank seit 2013 eine stärkere Rolle bei der Wahrung der Finanzstabilität habe.

TARGET2-Saldo sinkt, Krisenmodus bleibt

Eine Fehlallokation von Ressourcen hatte vor kurzem die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Bank der Notenbanken, in ihrem Jahresbericht ausgemacht und konkret vor einer Überforderung der Zentralbanken gewarnt. Diese Ansicht teilte auch Nagel: "Die Geldpolitik kann die Krise nicht lösen, wir können nur Zeit kaufen. Und wir hoffen, dass die Staaten diese Zeit nutzen und durch den Einsatz der Geldpolitik in ihren Reformbemühungen nicht nachlassen", sagte Nagel.

Hochschuldozent Uwe Schollmeyer kritisierte in der Debatte, dass die TARGET2-Salden der Bundesbank nach wie vor zu hoch seien. Dazu erwiderte Nagel: "Der TARGET2-Saldo ist von über 800 Milliarden Euro auf unter 500 Milliarden Euro gesunken. Das ist deutlich besser als vor zwei Jahren und auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung."