Andreas Dombret bei seiner Rede ©Uwe Brenner

Eine schlagkräftigere Bankenaufsicht

Bundesbankvorstandsmitglied Andreas Dombret sieht in den neuen europäischen Aufsichtsstrukturen durch den Erfahrungsaustausch nationaler Bankenaufseher und den neuen europäischen Aufsichtsteams die Möglichkeit, eine insgesamt schlagkräftigere Bankenaufsicht zu bilden. Dazu würden auch noch weitere Nachwuchskräfte benötigt, sagte Dombret bei einem Vortrag an der Bundesbank-Hochschule in Hachenburg vor Studenten und Vertretern regionaler Kreditinstitute.

Erich Keller begrüßt Andreas Dombret vor der Veranstaltung ©Uwe Brenner
Erich Keller, Rektor der Hochschule, wies in seiner Einführung des Vortrags darauf hin, dass als Lehre aus der überstandenen Finanzkrise nunmehr Schritt für Schritt die einzelnen Elemente der Europäischen Bankenunion realisiert würden. Dombret erklärte im Anschluss daran die einzelnen Elemente des am 4. November 2014 in Kraft getretenen Single Supervisory Mechanism (SSM) und gab einen Ausblick auf die Umsetzung der weiteren Elemente der Bankenunion, wie etwa den Abwicklungsmechanismus für Banken.

Unzureichende Kooperation

Das vergangene Zeitalter stand im Zeichen der nationalen Bankenaufsicht in Europa, kritisierte Dombret. Es habe nur wenige Kooperationen der Aufsichtsbehörden gegeben, in der Summe sei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht ausreichend gewesen. Hinzu kamen unterschiedliche nationale Aufsichtspraktiken. "Beides erschwerte eine effektive und schlagkräftige Aufsicht über Großbanken, die ja meist in mehreren Ländern gleichzeitig aktiv sind", sagte Dombret.

Seit Anfang November werden die 120 bedeutendsten Institute nun von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt. Dadurch würden Banken nun an gleich hohen Standards gemessen und grenzüberschreitende Probleme besser gelöst. Für Deutschland bedeute dies laut Dombret dreierlei: "Erstens geben wir bei 21 deutschen Banken zwar die direkte Aufsichtsverantwortung an die EZB ab, stellen aber weiterhin deren laufende Aufsicht sicher". Zweitens würden die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Bundesbank weiterhin die übrigen knapp 2.000 deutschen Kreditinstitute direkt beaufsichtigen. "Drittens werden wir an der Aufsicht über 99 ausländische Banken beteiligt, die von nun an der europäischen Aufsicht unterliegen", erläuterte Dombret.

"Kein Grund sich auszuruhen"

In diesem Zusammenhang ermunterte Dombret die vielen Studierenden der Hochschule im Publikum, sich dem Thema Bankenaufsicht zu widmen und stellte interessante internationale und zugleich interkulturelle Einsatzgebiete bei Bundesbank und BaFin in Aussicht. Insgesamt, so Dombret, stehe das deutsche Bankensystem auf einer soliden Basis. Dies würden die unlängst publizierten Ergebnisse des Comprehensive Assessment der EZB eindrucksvoll belegen. Dennoch gäbe es aus der Perspektive der Aufsicht keinen Grund sich auszuruhen. In der anschließenden von Rektor Keller moderierten Diskussion beantwortete Dombret Fragen von Studierenden sowie von Vorständen regionaler Kreditinstitute zu möglichen Schwachstellen sowie weiteren Umsetzungsschritten der Europäischen Bankenunion.