10 Jahre Finanzkrise: Wirtschaftsweise warnt vor Deregulierung
Isabel Schnabel, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die „fünf Wirtschaftsweisen“) und Professorin für Finanzmarktökonomie an der Universität Bonn, hat vor einer Zurücknahme der Regulierung im Finanzsystem gewarnt. In ihrem Vortrag an der Hochschule der Bundesbank in Hachenburg führte sie die dramatischen Ereignisse nach Ausbruch der globalen Finanzkrise und der Krise im Euroraum vor Augen. Sie betonte, dass es noch immer Altlasten aus der Krise sowie neue Herausforderungen durch anhaltend niedrige Zinsen gebe. Trotz tiefgreifender Reformen der Finanzarchitektur bleibt laut Schnabel "noch einiges zu tun". Rufen nach Erleichterungen in der Regulierung erteilte sie eine klare Absage.
Politischer Gegenwind
Schnabel erkennt zunehmenden politischen Gegenwind auf dem Weg zu einer stabilen Finanzarchitektur, sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene. So zeigte sie sich besorgt, dass der U.S.-amerikanische Präsident Trump weite Teile der Regulierung zurücknehmen könnte. Zudem gerate mit dem Brexit der Finanzplatz London massiv unter Druck. Die britische Regierung könnte versucht sein, durch Erleichterungen in der Regulierung gegenzusteuern. In Deutschland mehrten sich gleichzeitig die Stimmen, die vor einer Überforderung der Finanzinstitute durch schärfere Regulierung warnten, so Schnabel.
Reichen die Reformen aus?
Ihrer Einschätzung nach ist das Finanzsystem heute zwar stabiler als 2007, aber noch lange nicht widerstandsfähig genug. Altlasten aus der Krise seien noch nicht beseitigt. Viele Banken in Europa hätten hohe Bestände an notleidenden Krediten. Banken und Staaten seien noch immer eng verflochten. Zudem betonte Schnabel, dass anhaltend niedrige Zinsen zu neuen Risiken im Finanzsystem führten.
Wegweiser für weitere Reformschritte