„Wir sichern uns exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte“ Interview über die Bedeutung der Hochschule Hachenburg
Am 19. Februar besuchte Bundesbankpräsident Joachim Nagel die Hochschule der Bundesbank (HDB), um mit Studierenden und Lehrenden in Hachenburg über die aktuelle Lage in der Geldpolitik zu diskutieren. Im Rahmen des Besuchs äußerte er sich im Interview über die Bedeutung der Hochschule Hachenburg für die deutsche Notenbank.
Herr Nagel, was bedeutet die Hochschule in Hachenburg für die Bundesbank? Welchen Mehrwert liefert sie Ihrer Ansicht nach?
Einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft kann man an vielen Hochschulen erwerben. Mit dem Schwerpunkt Central Banking nur in Hachenburg. Die Absolventinnen und Absolventen werden hier optimal auf die vielfältigen Tätigkeiten in der Bundesbank vorbereitet. Und wir sichern uns exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte. In der Bank sind sie deshalb sehr begehrt.
Sie sind selbst Honorarprofessor in Karlsruhe. Was unterscheidet Hachenburg von dieser oder anderen Hochschulen?
Sowohl die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe als auch die HDB bieten eine duale Hochschulausbildung. Den Studierenden an beiden Hochschulen ist daher gemeinsam, dass sie schon während des Studiums in einem Unternehmen mitarbeiten und von diesem auch bezahlt werden. Das Besondere an Hachenburg ist, dass fast alle Studierenden den gleichen Arbeitgeber haben, die Bundesbank. Und das Studium ist Bestandteil einer berufsvorbereitenden Laufbahnausbildung. Ein weiterer Unterschied: An der DHBW in Karlsruhe gibt es aktuell etwa 3.000 Studierende, an vielen Universitäten noch deutlich mehr. Im Gegensatz dazu ist die Atmosphäre in Hachenburg geradezu familiär. Denn die Studiengruppen sind vergleichsweise klein. Man lernt schon während des Studiums viele zukünftige Kolleginnen und Kollegen kennen.
Seit einigen Jahren kooperiert die Bundesbank auch mit Dualen Hochschulen, beispielsweise in Stuttgart, Gera, Mainz oder Regensburg. Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen der Absolventinnen und Absolventen der Bundesbank-Hochschule im Vergleich zu den Alumni dieser Kooperationshochschulen?
Die Kooperationsstudiengänge bieten eine wertvolle Ergänzung zu unserem Studiengang in Hachenburg. Sie helfen uns, den großen Bedarf an Nachwuchskräften im gehobenen Dienst zu decken und uns noch breiter aufzustellen. Denn sie sorgen für mehr Vielfalt, was uns in der Bundesbank sehr wichtig ist. Mit den Absolventinnen und Absolventen der Kooperationsstudiengänge haben wir bislang ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die Bundesbank betreibt ein großes internes Reformprojekt, um digitaler und moderner zu werden. Welche Herausforderungen kommen dadurch auf die Hochschule in Hachenburg zu?
Mit dem Programm Wandel, das meine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand gemeinsam mit mir im Jahr 2022 angestoßen haben, soll die Bundesbank zu einer zukunftsfähigen Organisation werden. Dazu gehört, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern und ihre Möglichkeiten zu nutzen. Voraussetzung dafür ist, dass sich unsere Beschäftigten die notwendigen Fähigkeiten aneignen und das entwickeln, was wir neudeutsch als digitales Mindset bezeichnen. Junge Menschen haben dabei klare Vorteile – sie sind ja von klein auf an Smartphone und Internet gewöhnt und tun sich also leichter, entsprechende Kompetenzen zu erwerben.
Natürlich müssen die Lehrinhalte in Hachenburg den neuen Anforderungen gerecht werden.
Schon heute gibt es verpflichtende Lehrveranstaltungen in Wirtschaftsinformatik und Wahlmodule für Studierende, die tiefer in die Materie eintauchen möchten. Und ich bin sicher, dass die Hochschule ihr Lehrangebot in dieser Hinsicht weiter ausbauen wird.
Interview: Matthias Endres